Bioresonanz ist (Leber-)Käse!

Im Bereich der „Alternativmedizin“ (besser: Para- oder Pseudomedizin) gibt es ja die zwei grundsätzlichen Varianten, sich entweder vor vorneherein außerhalb der Wissenschaft zu stellen („es gibt eben mehr zwischen Himmel und Erde, als die Wissenschaft weiß“, zur Unsinnigkeit dieses „Argumentes“ z.B. hier) oder so zu tun, als sei man wissenschaftlich ganz vorne mit dabei. Also so weit vorne, dass die Wissenschaft noch hinterherhinkt, während man selbst die neuesten Erkenntnisse schon direkt anwendet und für sein Verfahren entsprechend naturwissenschaftliche Begriffe nutzt: Energie, Welle, Frequenz, Resonanz, Feld oder Quantenphysik sind hier besonders beliebt, weil jeder meint, sich darunter irgendwas vorstellen oder hineininterpretieren zu können.

In diesen Bereich fällt auch die sog. „Bioresonanztherapie“, die – vergleichbar der Homöopathie – weder über ein plausibles Konzept, innere Logik noch äußere Evidenz verfügt. Das ganze wurde vielfach untersucht und bleibt einfach Unsinn, siehe hier, hier oder hier. Selbst medizinische Fachgesellschaften, in der Regel zurückhaltend in der Wortwahl, bezeichnen Bioresonanz genau so, nämlich „diagnostischen und therapeutischen Unsinn“. Mehrfach wurden Hersteller entsprechender Geräte aufgrund ihrer Werbeversprechen daher auch schon wegen Betrugs verurteilt. Auch der aktuell gehypte „Healy“ fällt in genau die gleiche Kategorie – ein teures, pseudomedizinisches Produkt ohne jeglichen Nutzen.

Und was hat das ganze mit Leberkäse zu tun? Eine sehr schöne Studie zeigt, wie man mit einfachen Mitteln solche Produkte bzw. ganz allgemein pseudowissenschaftliche Behauptungen überprüfen kann (Spoiler: wie immer durch Verblindung). Dazu wurden zwei Bioresonanzgeräte an neun freiwilligen Probanden getestet, nämlich vier gesunden Frauen und fünf Männern, zwei männlichen Patienten, einer Leiche, frischem Leberkäse und einen feuchten Tuch. Die Ergebnisse:

„Bestehende Diagnosen schwer erkrankter Patienten wurden nicht erkannt, der Leiche beste Gesundheit neben einer Fülle potenzieller Gesundheitsrisiken attestiert, ebenso wie allen Probanden. Messungen an frischem Leberkäse sowie an einem feuchten Tuch unter verschiedenen Angaben zu Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und Namen führten zu unterschiedlichsten Befunden mit relativen Standardabweichungen bis über 200%. Andererseits waren Ergebnisse, die unter gleichen Probanden- beziehungsweise Patientendaten am feuchten Tuch und dem Fleischbrät gewonnen wurden, nahezu identisch mit denen, die von den Probanden beziehungsweise Patienten erzielt wurden.“

Schlussfolgerung: „Die Gerätschaften waren nicht imstande, die jeweiligen Testmaterialien zu unterscheiden. Es wird vermutet, dass die Überbrückung der beiden Pole der Untersuchungssonde durch schwach leitende Materialien eine Software aktiviert, die gesundheitsrelevante Befunde erzeugt. Wir empfehlen als einfache Tests für die Validität von Bioresonanzergebnissen den Leberkäse- oder verwandte Tests.“

Wer die Studie nicht lesen will, kann sich auch dieses nette Video dazu anschauen. Übrigens führte auch die Berichterstattung zu dieser Studie zu Gerichtsurteilen mit Haftstrafen wegen gewerbsmäßigem Betrug und Verstößen gegen das Heilmittelwerbegesetz. Und nein, es gibt hier nicht nur schwarze Schafe, „Bioresonanztherapie“ ist einfach grundsätzlich Quatsch, egal welches Gerät von welchem Hersteller mit welcher Methode.